Zwei Autounfälle beraubten mich eines Großteils meiner Beweglichkeit
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Mein Leben schien vorbei!
Zwei Autounfälle im Abstand von nur zwei Jahren und ein Leben, das sich dadurch grundlegend verändert hat – dies ist die Geschichte der Influencerin Thyrza Kiewik (@thyrza_kiewik). Früher spielte sie in der niederländischen Liga Volleyball (Thyrza ist gebürtige Niederländerin, lebt aber mittlerweile in Darmstadt) und arbeitete in ihrem Traumjob. Heute braucht sie eine Orthese, um annähernd schmerzfrei laufen zu können. Mehrere Operationen liegen hinter ihr und die Sehkraft ihres linken Auges ist eingeschränkt. All dies sind Folgen der beiden schlimmsten Momente ihres Lebens.
Für Thyrza war es schließlich der Sport, der ihr wieder neuen Lebensmut gab. Heute spielt sie Sitzvolleyball in der Deutschen Nationalmannschaft und rudert (ebenfalls in der Deutschen Nationalmannschaft). Mir hat sie erzählt, wie sie es geschafft hat, trotz der beiden schweren Schicksalsschläge nicht aufzugeben und ihre Ziele weiterzuverfolgen.
Ein normaler Tag verwandelt sich in einen Alptraum
Es geschah am 27. Juli 2021. Ich kam von der Arbeit und war gerade auf dem Heimweg. Es gewitterte heftig. Dann passierte es: Auf der regennassen Fahrbahn setzte ein Fahrzeug, das sich hinter mir auf derselben Spur befand, zum Überholen an. Es war eine zweispurige Straße in meine Richtung. Doch beim Ausscheren verlor der Fahrer auf dem nassen Asphalt die Kontrolle, kam ins Rutschen und streifte mein Auto. Ich wurde in die Leitplanke geschleudert – und nur Sekunden später stand mein Wagen in Flammen. Die Tür klemmte, ich kam nicht raus. Rauch drang durch die Lüftung nach drinnen, Flammen schlugen aus der Motorhaube. Ich habe gedacht, ich sterbe! Das Unfassbarste von all dem war jedoch: Ein Fahrzeug nach dem anderen fuhr an der Unfallstelle vorbei. Niemand half mir!
Immer wieder schlug ich mit der linken Schulter gegen die Tür, wollte mich befreien. Irgendwann gelang es mir endlich.
Die Erfahrung, wie gleichgültig die anderen Menschen reagiert haben, hat mich geschockt und tief geprägt. Wie kann man sich abends schlafen legen, wenn man weiß, dass man an einem brennenden Auto vorbeigefahren ist? An einem Auto, in dem jemand saß! Das ist und bleibt für mich unbegreiflich!
Das zweite Trauma
2023, nur zwei Jahre später, hatte ich den zweiten Unfall. Wieder hatte ich nichts falsch gemacht. Ich war angeschnallt und nicht zu schnell gefahren.
Niemals hätte ich gedacht, dass einem Menschen so etwas widerfahren kann. Die Wahrscheinlichkeit, zwei Unfälle dieser Art in so kurzer Zeit zu erleben, ist minimal, eigentlich kaum existent. Trotzdem ist es mir passiert.
Wie kann ein einzelner Mensch bloß so viel Pech haben? Und wieso passiert das ausgerechnet mir? – Diese Fragen habe ich mir immer wieder gestellt.
Mir wurde fast alles genommen, was mein Leben ausgemacht hatte
Die beiden Unfälle haben mir erst einmal den Boden unter den Füßen weggezogen. 2021 war ich Leistungssportlerin und topfit. Ich arbeitete neben dem Sport als Reittherapeutin für schwerbehinderte Kinder – mein Traumjob.
Sehr schnell war klar: Ich kann diesen Beruf nicht mehr ausüben. Seit dem Unfall habe ich Probleme mit der linken Schulter und kann nicht mehr schwer heben. Schnelles Laufen ist ebenfalls unmöglich. Niemals wieder werde ich ein Pferd festhalten und dirigieren können. Es wäre fahrlässig, die Verantwortung für behinderte Kinder auf einem Pferd zu übernehmen.
Der Beruf, der mich erfüllt und glücklich gemacht hatte, gehörte also ein für alle Mal der Vergangenheit an. Mein Körper zeigte mir Grenzen auf – dort, wo zuvor keine bestanden hatten. Selbstzweifel waren die Folge, mein Selbstwertgefühl litt.
Posttraumatische Belastungsstörung, Flashbacks und Panik
Das Urvertrauen, das ich früher einmal hatte, ist seit den Unfällen unwiderruflich zerstört. Auch heute noch ist meine Psyche mit den Ereignissen von damals beschäftigt. Ich zeigte die typischen Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung. Ich träume manchmal von den Unfällen, habe unvermittelt Flashbacks und gerate dann in Panik.
Noch immer gehe ich regelmäßig zur Psychotherapie. Das hilft mir sehr. Es ist wichtig, sich seinen Dämonen zu stellen und an ihnen zu arbeiten. Wenn ich merke, es geht mir nicht gut, mache ich oft eine halbe Stunde Yoga oder höre Musik. Das hilft mir, herunterzukommen und mich zu entspannen. Mittlerweile habe ich gelernt, auf die Zeichen meines Körpers zu hören und sie ernst zu nehmen.
Eine weitere Therapie, die extrem wichtig für mich ist, ist der Sport. Ich liebe die sportliche Herausforderung, daran haben auch die beiden Unfälle nichts ändern können. Ich bin ehrgeizig und setze mir gerne Ziele. Darauf fokussiere ich mich dann. Ich brauche das Gefühl, etwas erreichen zu können.
Im paralympischen Sport habe ich eine neue Perspektive gefunden und bereits zahlreiche Erfolge gefeiert (RUDERN: Gold, World Rowing Cup 2025 Varese (ITA), SITZVOLLEYBALL: 4ter Platz EM und 4ter Platz WM). Außerdem habe ich eine Ausbildung zur Psychomotorik-Therapeutin gemacht und bin Sportwissenschaftlerin. Hätte ich den Sport nicht gehabt – das sage ich ganz ehrlich – ich weiß nicht, ob es mir gelungen wäre, nach diesen beiden schweren Niederschlägen noch einmal aufzustehen.
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Hilfsmittel als neue Realität
Am linken Bein trage ich meist eine computergestützte Orthese, die meine Gehfähigkeit unterstützt. Zwar kann ich ein paar Schritte auch ohne dieses Hilfsmittel gehen, doch dabei habe ich oft Schmerzen. Für den Sport nutzte ich zusätzliche Orthesen und für längere Strecken bin ich auf Gehstützen angewiesen.
Ich trage die Orthese aber nicht nur für mehr Mobilität, sondern auch zum Schutz vor weiteren Verletzungen. Denn ich will weiterhin aktiv sein – auch mit Orthese. Mir ist es wichtig, meine eigenen Grenzen auszutesten – und die der Orthese. Schließlich bin ich noch jung, möchte möglichst viel erleben und das Leben, so gut es geht, genießen.
Der Alltag ist oft schwierig – dabei müsste das nicht sein!
Die rechtliche Aufarbeitung der Unfälle zieht sich leider hin. Solche Verfahren können in einigen Fällen zehn Jahre dauern. Bis zu der Entscheidung darüber, ob und in welcher Höhe ich eine finanzielle Entschädigung erhalte, muss ich mit der Ungewissheit leben und sparsam sein. Erschwerend kommt hinzu, dass zu meinem Gesundheitszustand ständig neue Gutachten erstellt werden, da nicht klar ist, wie sich dieser entwickeln wird.
Ich arbeite derzeit in Teilzeit, verwende viel Zeit auf Physiotherapie, Psychotherapie und Training. Doch nicht nur Geld fehlt. Auch sonst gestaltet sich mein Alltag oft schwierig. Ich lebe in einem Haus ohne Aufzug und schaffe es nicht, meinen Rollstuhl die Treppen allein hochzutragen. Auch einen Rollstuhl-Parkplatz gibt es nicht. Dennoch ist an einen Umzug nicht zu denken, denn barrierefreie und bezahlbare Wohnungen sind selten.
Ich würde mir ein deutlich besser ausgebautes und bundesweit flächendeckendes Angebot im Behindertensport wünschen. Zum nächsten Sitzvolleyball-Verein muss ich über einhundert Kilometer (einfache Strecke) zurücklegen, was es praktisch unmöglich macht, regelmäßig dort teilzunehmen.
Und ja – ich fahre wieder Auto – trotz allem, was ich erlebt habe. Auch das habe ich geschafft.
Jeden Tag entscheide ich mich fürs Leben
Dass ich dem Tod so nah gewesen bin, hat meine Lebenseinstellung verändert. Viel mehr als früher weiß ich jetzt zu schätzen, was mein Körper leistet und gehe respekt- und liebevoll mit ihm um.
Trotz aller Rückschläge blicke ich nach vorn. Die schwierigen Zeiten, durch die ich gegangen bin und immer noch gehe, haben mich viel gelehrt. So habe ich erkannt, wer wirklich meine Freunde sind, auf wen ich mich verlassen kann, wenn es darauf ankommt. Außerdem habe ich mich von allem befreit, was mich runterzieht oder Negativität in mein Leben bringt. Künftig möchte ich mich mit ganzer Kraft auf das Positive konzentrieren.
„Jeden Tag ist eine zweite Chance“, das ist mein neues Lebensmotto. Überall, wo wir im Alltag anderen Menschen begegnen, können Fehler geschehen. Ich habe akzeptiert, dass ich nicht über alles, was geschieht, die Kontrolle habe. Wir alle sind von anderen abhängig. Es kommt vor, dass wir die Konsequenzen der falschen Entscheidungen anderer tragen müssen. Dort, wo Menschen zusammenleben, wird dies immer so sein, denn jeder von uns ist nur ein kleiner Teil des Ganzen.
Ich habe meine eigene Verletzlichkeit angenommen – und dadurch zu einer neuen Stärke gefunden. Ich genieße jetzt die kleinen Dinge des Lebens viel mehr als zuvor, ziehe Kraft aus jedem schönen Augenblick. Denn eines ist mir längst klar geworden: Nicht Geld macht uns glücklich, sondern Erlebnisse mit Menschen, die uns wirklich nahestehen.
Meine Geschichte zeigt: Es sind nicht die Schicksalsschläge, die uns definieren, sondern WIE wir darauf reagieren. Aus Opfern können Kämpfer werden, aus Rückschlägen können Chancen und neue Träume entstehen. Meine Orthese ist nicht nur ein Hilfsmittel – sie ist ein Symbol für die menschliche Fähigkeit, sich anzupassen, Schwierigkeiten zu überwinden und neu zu beginnen.
Buche jetzt einen Beratungstermin in einem Sanitätshaus in deiner Nähe und erfahre, welche Hilfsmittel dir helfen, wieder ein aktives Leben zu führen.
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