HilfsmittelInterview

Mit dem richtigen Hilfsmittel zu mehr Bewegung

Karin Pütz
Karin Pütz21.5.2025 • Lesedauer: 5 Min.
Mit dem richtigen Hilfsmittel zu mehr Bewegung

Weniger Schmerzen

Gelenke, Bänder und Knochen sind empfindlich und können schnell zu Schwachpunkten eines Körpers werden. Für die Betroffenen bedeutet dies meist Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Doch Dank geeigneter Hilfsmittel wie zum Beispiel Orthesen, Bandagen oder orthopädischer Schuhe, kann dem entgegengewirkt werden. Allerdings macht enovis, eines der weltweit führenden Unternehmen in der Orthopädie- und Medizintechnik, noch viel mehr: Dort wird bei der Patientenversorgung in einem Gesamtkonzept gedacht.

Ich habe mit Iris Finkbeiner-Dumlu (Leitung Key-Account-Management bei enovis) und mit Julius Hofmann (Produktmanager bei enovis) gesprochen, um zu verstehen, was genau damit gemeint ist.

Das Interview

Autorin Karin Pütz im Gespräch mit Iris Finkbeiner-Dumlu und Julius Hofmann von enovis
Autorin Karin Pütz im Gespräch mit Iris Finkbeiner-Dumlu und Julius Hofmann von enovis

Wofür steht enovis? Welches Ziel verfolgt ihr mit den Produkten und Therapien, die ihr anbietet?

Iris Finkbeiner-Dumlu: Wir stehen – und das spiegelt sich auch in unserem Namen wider – für Innovation im Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie sowie für eine Vision. Unser Ziel ist es, mithilfe unserer Produkte und sinnvoller Versorgungskonzepte, Menschen wieder beweglicher zu machen und ihnen so zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. Wir wissen, ein gutes Produkt allein reicht nicht aus. Vielmehr wollen wir ein Gesamtkonzept zur Verfügung stellen, damit der Patient das für ihn bestmögliche Ergebnis erreichen kann. Denn eines ist klar: Sich wieder bewegen zu können führt automatisch zu neuer Lebensfreude.

 

Welche Bereiche der Hilfsmittelversorgung liegen euch besonders am Herzen?

Julius Hofmann: Wir sind ein ganzheitlicher Anbieter, der nicht nur Hilfsmittel etwa für die Großzehe beim Hallux valgus oder solche fürs Knie oder die Schulter im Programm hat. Unser Portfolio umfasst außerdem auch Medizintechnik, um die ganze Patienten-Journey abzudecken. Da einen Bereich besonders hervorzuheben, ist schwierig. Was mich persönlich fasziniert und was ich spannend finde, ist, wie schnell sich die Hilfsmittelversorgung weiterentwickelt und wie viele Innovationen es mittlerweile gibt. Früher hatten wir schwere Gipse, Verbands- und Wickeltechniken. Die heutige, moderne Hilfsmittelversorgung macht es den Patienten da so viel einfacher, wieder an den normalen Aktivitäten ihres täglichen Lebens teilzunehmen. Selbst mit einer gebrochenen Hand kann man, mithilfe der richtigen Hilfsmittelversorgung, seinen Alltag inzwischen ganz normal weiterführen. Ausfallzeiten werden minimiert.

 

Welche Hilfsmittel werden gerade besonders häufig nachgefragt?

Julius Hofmann: Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Aber sehr häufig finden schon solche aus dem unfallchirurgischen oder orthopädischen Bereich Verwendung. Da gibt es die sogenannten Walker, die für jede Art von Fußfraktur geeignet sind, Knieorthesen zum Beispiel im Falle von Kreuzbandrissen oder bei Meniskusproblemen. Aber auch im Bereich der Hände nimmt die Versorgung mit Orthesen zu, weil niemand mehr einen schweren Gips haben möchte.

 

Wonach sucht ihr Innovationen aus? Was müssen sie für euch mitbringen?

Julius Hofmann: Uns ist es wichtig, dass der Patient immer die beste Versorgung bekommt, dass er Optionen hat und sich die für ihn, sein Problem und seinen Lebensstil am besten passenden auswählen kann. Um das zu gewährleisten, schauen wir natürlich regelmäßig nach Innovationen. Durchschnittlich nehmen wir jährlich so etwa drei bis vier Neuprodukte in unser Portfolio auf. Für welche wir uns entscheiden, hängt zum einen davon ab, was für Trends wir am Markt sehen, zum anderen davon, wo wir unser Portfolio noch sinnvoll ergänzen können. Da stellt sich zum Beispiel die Frage: Wie verändert sich die Szene? Früher wurden manche Eingriffe immer operativ durchgeführt, jetzt liegt der Fokus auf ambulanter Behandlung. Das heißt, die Anforderungen sind komplett andere.

 

In welche Richtung sollte sich die Hilfsmittelbranche eurer Meinung nach in der Zukunft entwickeln?

Julius Hofmann: Aus meiner persönlichen Sicht als Physiotherapeut sollte das Ganzheitliche noch stärker in den Fokus rücken. So ist es nicht unser Ziel, einfach nur ein sehr gutes Produkt an den Patienten zu bringen. Wir wollen den ganzen Lebenszyklus des Patienten abdecken, ihn leitliniengerecht versorgen und zugleich den Therapieerfolg gewährleisten. Dabei rücken zunehmend auch Digitale Gesundheitsanwendungen in den Fokus. Das sind Apps auf Rezept, wo der Patient wirklich faszinierende Erfolge erzielen kann. Generell wird die Branche immer digitaler, und es wird mehr auf den ganzen Patienten geschaut, nicht mehr nur auf die einzelne Indikation, die einzelne Verletzung.

 

Habt ihr selbst schon Erfahrungen mit solchen Anwendungen gemacht?

Iris Finkbeiner-Dumlu: Ja, ich selbst war mal schwer krebskrank. Ich hatte sogar zwei Tumore gleichzeitig. Ich unterzog mich einer OP, bekam Chemo und Bestrahlung, das volle Programm also. Ich habe in diesem Zusammenhang auch eine digitale Gesundheitsanwendung gehabt – und die hat mir im Prinzip den Weg geebnet, Dinge wieder anzugehen. Egal, ob es dabei um die richtige Ernährung, einfache Schritte wieder hin zu mehr Bewegung oder um die Stärkung des Selbstbewusstseins ging, mir hat das sehr geholfen. Dabei war das Spektrum des Angebots groß und umfasste auch solche Dinge wie Resilienz-Übungen und Fantasiereisen. Mich haben diese Dinge aufgebaut, mir den Mut und die Zuversicht geschenkt, mich nicht einfach hängenzulassen, sondern Dinge wieder anzugehen. Bei anderen Indikationen ist das ganz ähnlich. Man braucht einfach eine Art roten Faden, der einem aufzeigt, wie man die persönliche Routine zu ändern oder anzupassen hat – Anregungen, die man dann in kleinen Schritten und im eigenen Tempo umsetzt. Wenn einem das gelingt, kann man anschließend auch wieder ein ganz normales Leben führen – aber eben mit einem anderen Bewusstsein. Man weiß dann, dass man ein bisschen aufpassen und präventiv agieren muss. Ich denke, wir bei enovis sind gut dafür aufgestellt, dass sich ein Patient bei uns aufgehoben fühlen kann, egal, welche Indikation er hat. Wir wollen, dass jeder Patient sagen kann: „Super, dank genau diesem Versorgungskonzept bin ich wieder fit geworden.“ Aber natürlich trägt der Patient dafür auch eine gewisse Eigenverantwortung, die ihm niemand abnehmen kann. Er muss selbst ein gewisses Maß an Disziplin aufbringen und die Hilfsmittel richtig und regelmäßig anwenden.

 

Was würdet ihr als das höchstentwickelte Produkt eures Sortiments einschätzen?

Iris Finkbeiner-Dumlu: Als unser Flaggschiff würde ich die Bewegungsschienen sehen, ein Hilfsmittel, das mittlerweile eine erstattungsfähige Heimversorgung ist und sich bundesweit durchgesetzt hat. Diese Schienen waren ein richtiger Gamechanger auf dem Markt, weil man damit sicherstellt, dass der Patient wirklich binnen kürzester Zeit wieder mobil sein kann. Diese passive Bewegungstherapie ist super effektiv. Mittlerweile sind unsere Bewegungsschienen bundesweit im Einsatz, entweder in Kliniken oder auch bei den Patienten zu Hause.

 

Gab es dank eurer Hilfsmittel Erfolgserlebnisse, die euch in Erinnerung geblieben sind?

Julius Hofmann: Ich habe als Physiotherapeut in der Uniklinik gearbeitet und auch eine Zeit lang in einer Praxis. Dorthin sind, besonders im Sommer, immer wieder Kinder gekommen, die sich kurz vor dem Urlaub den Arm gebrochen hatten. Die Enttäuschung darüber war natürlich groß – sowohl bei den Kindern als auch bei deren Eltern. Wenn die Kinder von mir dann statt eines schweren Gipsverbandes eine verhältnismäßig leichte Orthese bekommen haben, haben sie sich riesig gefreut. Erst recht, wenn der Arzt sie darüber informiert hat: „Hey, kein Problem! Ihr dürft trotzdem ins Meer gehen und könnt im Sand spielen.“ Es sind eben genau diese kleinen Dinge, die den Unterschied ausmachen und für glückliche Patienten sorgen.

 

Iris Finkbeiner-Dumlu: Auch bei den älteren Menschen, die in einem Pflegeheim oder im Betreuten Wohnen leben, kann das richtige Hilfsmittel noch einmal einen regelrechten Schub an Lebensfreude schenken. Wenn sich beispielsweise eine ältere Dame, die Osteoporose hat, eine Orthese anzieht und dann mit dem Rollator wieder in der Lage ist, rauszugehen, vielleicht mit ihren Angehörigen einen kleinen Spaziergang zu machen, dann ist dies für sie ein riesiger Gewinn an Lebensqualität.

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