HilfsmittelInterview

Der Rollator wird immer mehr zum Lifestyleprodukt

Karin Pütz
Karin Pütz5.8.2025 • Lesedauer: 7 Min.
Der Rollator wird immer mehr zum Lifestyleprodukt

Mobilität für Menschen jeden Alters

Mehr als 3 Millionen Menschen, so Schätzungen, benutzen in Deutschland einen Rollator. Er ist die verbreitetste Gehhilfe überhaupt – und das aus gutem Grund. Inzwischen ist der Rollator ein stilvolles und hochwertiges Hilfsmittel geworden, das Erwachsene jeden Alters dabei unterstützt, ein unabhängiges Leben zu führen. Rollatoren werden immer leichter – und damit auch ihre Handhabung. Wohin die Entwicklung noch gehen könnte und welche Vorteile besonders die neuen XEON-Modelle haben, darüber habe ich mit Heiko Hoppenberg, (Geschäftsführer/Country Manager DACH) bei der Rehasense Deutschland GmbH, gesprochen.

Zunächst eine persönliche Frage: Du kommst aus der Rehatechnik. Was fasziniert dich an diesem Bereich besonders?

Ich bin seit 1996 in dem Bereich, habe mit einer Ausbildung zum Industriekaufmann dort begonnen, ganz klassisch. Seitdem bin ich in der Rehatechnik geblieben. Mein Ziel war es immer, die negative Stigmatisierung, die lange mit dem Rollator verbunden war, aufzubrechen. Außerdem gibt es da diesen altbekannten Slogan, der mich einfach reizt. Er lautet: „Wir bringen Hilfen.“ Zwar schlägt in mir auch das Herz eines Vertrieblers und ich liebe den Verkauf, aber das, was wir verkaufen, ist einfach sehr sinnhaft – und diese Sinnhaftigkeit bereitet mir große Freude.

Wofür steht Rehasense? Gibt es ein Motto, dem sich das Unternehmen verbunden fühlt?

Ja, unser Motto ist Empowerment. Das heißt, wir wollen Menschen dazu befähigen, wieder aktiver am Leben teilzunehmen, Barrieren zu überwinden und den eigenen Radius zu erweitern. Wir wollen dabei wirklich innovativ vorgehen – sowohl was die Welt der Rollatoren angeht als auch bei allem rund um den Rollstuhl.

Gibt es ein Produkt, auf das ihr besonders stolz seid?

Ein einziges Produkt gibt es da nicht, aber durchaus mehrere. Ein Meilenstein war es sicherlich, mit dem Modell Athlon den ersten Carbon-Rollator auf dem Markt zu etablieren. Mit diesem super leichten Premium-Rollator sind wir schon vor zehn Jahren gestartet und vermarkten ihn bis heute konstant sehr erfolgreich. Darauf aufbauend ist der XEON in der Carbon-Variante entstanden. Er steht, davon bin ich überzeugt, richtungsweisend für alle Rollatoren der Zukunft. In der Welt der Rollstühle sticht sicherlich das Zuggerät PAWS hervor (ein Antriebssystem für manuelle Rollstühle). Es ist hoch innovativ und entstanden in Zusammenarbeit mit einem sehr bekannten Betroffenen und unserer Entwicklungsabteilung.

Zurück zu den Rollatoren: Da steht gerade der XEON im Fokus. Was hat euch bei der Entwicklung des XEON angetrieben?

Das war in der Tat eine lange Reise. Wir haben vor zehn bis zwölf Jahren begonnen und wollten eine Alternative zu einem Standardrollator anbieten. Zu dieser Zeit war der Rollator noch stark stigmatisiert. Schon der Begriff „Hilfsmittel“ klingt natürlich alles andere als sexy. Oft spielte dann auch der Stolz der Betroffenen eine Rolle und erwies sich als Hindernis. Mittlerweile haben wir es zusammen mit dem Fachhandel geschafft, aus dem stigmatisierten Produkt „Rollator“ fast schon so etwas wie ein Lifestyle-Produkt zu machen, ein Accessoire mit interessanten Hilfen und Features für den Nutzer. Mehr noch: Es geht dabei mittlerweile auch stark um Design und Farbe.

Heiko Hoppenberg erklärt mir den neuen XEON Rollator
Heiko Hoppenberg erklärt mir den neuen XEON Rollator

Was ist das Erfolgsgeheimnis des XEON? Was unterscheidet diesen Rollator von einem Standardmodell?

Im Vergleich zum Kassenstandardmodell, also einem Stahlrollator, macht allein schon das Gewicht einen großen Unterschied. Ein Stahlrollator wiegt meist 10 Kilogramm. Bei dem XEON liegen wir bei knapp unter 5 Kilogramm. Damit ist er einer der leichtesten Rollatoren auf dem Markt. Das geringe Gewicht sowie der beim XEON vorhandene Faltmechanismus machen zum Beispiel das Verladen ins Auto sehr einfach. Bei einem Standardrollator ist das oft etwas kompliziert und hakelig. Beim XEON reicht ein Knopfdruck (Klick-and-Safe-Mechanismus), das ist mit einer Hand machbar, wenn es die Motorik des Nutzers zulässt. Dadurch wird beispielsweise ein Ausflug in den Park sehr unkompliziert – sowohl für den Betroffenen selbst als auch für die Begleitperson(en). Außerdem hat man immer einen Platz zum Sitzen dabei. Auch das kann sehr hilfreich sein.

Welche XEON-Modelle gibt es?

Es gibt den XEON Carbon Rollator (mit Softbereifung heißt er XEON Carbon Soft Rollator). In dieser Version ist er erhältlich in den Farben Carbon schwarz und ab Ende September Carbon rot und Carbon grün. Ein weiteres Modell ist der XEON Premium Alu. Er ist in der Farbe marineblau, rot und anthrazit erhältlich und ist etwas schwerer als der XEON Carbon Rollator. Bei beiden Modellen ist ein Stockhalter dabei. Bei dem XEON Premium Alu ist ein Rückengurt inkludiert, beim XEON Carbon Rollator ist dieser als Zubehör erhältlich.

Was macht die XEON-Rollatoren so besonders?

Die XEON-Rollatoren zeichnen sich durch gleich mehrere Eigenschaften aus: Zum einen ist das einzigartige, schmale Design erwähnenswert. Durch die Rahmenbauweise hat der XEON außerdem einen sehr gut austarierten Schwerpunkt, was beispielsweise das Treppensteigen erleichtert. Außerdem läuft der Nutzer durch die Rahmenbauweise sehr gut im Rollator, so wie es sein muss. Das ganze Thema ergonomisches Gehen ist hier bestens abgedeckt. Ein weiterer Vorteil des XEON ist, dass keine zweite Person nötig ist, um den Rollator zu entfalten. Er entfaltet sich leicht und sicher und lässt sich auch gut zusammenklappen. Hinzu kommt, dass der XEON universell einsetzbar und leicht zu warten ist. On top gibt es acht Jahre Garantie.

Wie ist es euch gelungen, den XEON aus der schambehafteten Stigmatisierung zu befreien?

Wir haben gemeinsam mit dem Fachhandel gezeigt, wie man in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn am besten mit einem Rollator umgeht – etwa, wie der Einstieg am einfachsten gelingt. Das wird bis heute vom Sanitätsfachhandel regional umgesetzt. Gemeinsam ist es uns nach und nach gelungen, das für viele noch schambehaftete, etwas verstaubte Image des Rollators zu verändern. Geholfen hat dabei sicher auch, dass die Rollatoren immer stylischer geworden sind und leichter zu handhaben. Betrachtet man heute das Straßenbild in Städten, natürlich auch im Spiegel der demographischen Entwicklung, so sieht man  mehr Rollatoren als Kinderwagen. Das ist mittlerweile vollkommen akzeptiert. Inzwischen hat sich außerdem die Bereitschaft entwickelt, für mehr Komfort und Ausstattung auch mehr Geld auszugeben. Tatsächlich ist der Rollator das Produkt, bei dem die sogenannte Zuzahlung vom Kunden am meisten akzeptiert wird. In diesem Zusammenhang ist dann auch Zubehör zu einem wichtigen Thema geworden. Viele Rollator-Modelle lassen sich individuell ausstatten, etwa mit Rückengurt (ist bei einigen Modellen sogar bereits inklusive) oder mit besonderer Bereifung. Da hat sich allerdings die Soft-Bereifung weitgehend durchgesetzt, weil sie Stöße am besten absorbiert, das Handgelenk schont und außerdem für eine Vielzahl von Untergründen geeignet ist.

Wie findet ihr Innovationen – oder entwickelt ihr sie selbst?

Wir entwickeln sie selbst, zusammen mit unserem Produktionspartner. Außerdem ziehen wir Praktiker sowohl aus dem Fachhandel als auch aus Institutionen mit hinzu. Es ist uns sehr wichtig, immer wieder zu überprüfen, ob unsere Ideen mit der Realität matchen. Deshalb gehen wir auch immer mit den Nutzern in den engen Dialog – in Arbeitskreisen und bei Veranstaltungen.

Auch bei Rollatoren wird Individualisierung immer wichtiger.
Auch bei Rollatoren wird Individualisierung immer wichtiger.

Wie lange dauert die Entwicklung eines Rollators bis hin zur Verkaufsreife?

Das ist schwer zu sagen. Setzen wir auf bestehende Technologien auf, kann die Entwicklung eines Rollators bis hin zur Verkaufsreife binnen eines Jahres geschehen. Denn wir haben einen sehr schnellen, starken und flexiblen Produktionspartner. Je komplexer das neue Produkt ist, umso länger dauert natürlich die Entwicklung. Würden wir zum Beispiel das Thema „Zuggerät“ neu denken oder neu entwickeln wollen, so würde ich dafür drei bis vier Jahre veranschlagen.

In welche Richtung sollte sich die Hilfsmittelbranche in der Zukunft entwickeln?

Die Hilfsmittelbranche sollte sich idealerweise im Gleichschritt mit den betroffenen Generationen entwickeln. Bei den Menschen, die einen Rollator nutzen, sehen wir gerade den Übergang von der Kriegs- zur Nachkriegsgeneration. Letztere ist konsumerfahren und hat einen ganz anderen Anspruch an Design und Beratung. Da wird die Möglichkeit zur Individualisierung zunehmend wichtig. Es wird gewünscht, dass sich jeder SEIN Produkt, nach den ganz eigenen Anforderungen praktisch selbst zusammenstellen kann. Und in der nächsten Stufe werden wir auch genau das anbieten – nah am Nutzerbedarf. Da passiert gerade eine ganze Menge. So ist zum Beispiel ein Rollator mit einem Hundekörbchen angedacht. Das Haustier ist dann immer mit dabei und muss nicht zu Hause bleiben. Auch mehr Farben und superindividuelle Muster sind möglich.

Hast du persönlich schon einmal erlebt, wie ein Mensch durch einen XEON oder einen anderen Rollator wieder zu neuer Lebensfreude gefunden hat?

Über viele Jahre war meine Oma mein kritischster Kunde, was das Thema Rollator angeht. Sie war eine sehr stolze Person und erklärte bei jeder Gelegenheit, sie habe einen Rollator noch lange nicht nötig. Da habe ich einen kleinen Trick angewandt und ihr gesagt: „Klar, kommst du noch wunderbar ohne zurecht. Aber du weißt ja, dass ich diese Produkte vertreibe. Da wäre es doch toll, wenn du damit durch den Ort laufen und ein bisschen Werbung für mich machen würdest.“ – Das hat meine Oma dann auch ohne zu zögern getan. Es kam, wie ich im Stillen gehofft hatte: Von da an benutzte sie den Rollator, den ich ihr empfohlen hatte, immer wieder. Wer einmal in den Genuss eines unserer Premium-Rollatoren gekommen ist, der will eben nicht mehr darauf verzichten. Bei uns, in einer eher ländlichen Region, gibt es nicht allzu viele Parkbänke. Dank ihres Rollators mit Rückenlehne konnte sich meine Oma nun überall und jederzeit kurz ausruhen und einen kleinen Plausch halten. Ihr Radius erweiterte sich. Einkaufen, zur Apotheke oder zum Arzt zu gehen – all das fiel ihr wieder leichter und sie war viel sicherer unterwegs als zuvor.

 

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