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Piriformis-Syndrom verstehen & behandeln

Aktualisiert am 02.06.2025 |
9 Min. Lesezeit
Geprüft von:Angelina Bzdun

Einleitung

Das Piriformis-Syndrom ist eine häufige, aber oft übersehene Ursache für ziehende Schmerzen im Bein (beim Sitzen und auch beim Liegen) oder Beschwerden, die vom Gesäß mit Ausstrahlung ins Bein auftreten können. Wenn der Ischiasnerv eingeklemmt ist, kann das sowohl schmerzhaft als auch belastend im Alltag sein. 

Erfahre hier, was das Piriformis-Syndrom auslöst, wie es sich äußert und – noch wichtiger – wie du die Schmerzen lindern und einem erneuten Auftreten vorbeugen kannst. Mit gezielten Übungen und hilfreichen Tipps bringst du wieder mehr Bewegungsfreiheit in deinen Alltag.

Das Wichtigste in Kürze
  • Das Piriformis-Syndrom entsteht durch eine Reizung oder Kompression des Ischiasnervs, oft verursacht durch muskuläre Verspannungen im Gesäß.

  • Typische Symptome sind ziehende Schmerzen im Bein beim Sitzen und Liegen. 

  • Mit gezielten Dehnübungen, einer besseren Sitzhaltung und regelmäßiger Bewegung lässt sich das Syndrom effektiv behandeln und vorbeugen.

  • Eine ärztliche Abklärung ist wichtig, um andere Ursachen wie Bandscheibenvorfälle auszuschließen.

Was ist das Piriformis-Syndrom?

Das Piriformis Syndrom entsteht, wenn der Piriformis-Muskel – ein kleiner, birnenförmiger Muskel tief im Gesäß – verspannt oder gereizt ist. Er verläuft über den Ischiasnerv, der vom unteren Rücken bis in die Beine zieht und für die Weiterleitung von Bewegungs- und Schmerzimpulsen zuständig ist. Ist der Muskel dauerhaft verhärtet oder entzündet, kann das den Nerv reizen oder einengen – mit unangenehmen Folgen.

Typische Symptome sind ziehende Schmerzen im Gesäß, Schmerzen im Oberschenkel oder entlang des Beins, die vor allem beim Sitzen oder Liegen verstärkt auftreten. Manche Betroffene verspüren zusätzlich ein Kribbeln oder Taubheitsgefühle im Bein.

Die Ursachen des Piriformis-Syndroms

Das Piriformis-Syndrom entsteht oft durch eine Kombination aus Fehlhaltungen, Überlastung und Bewegungsmangel. Besonders langes Sitzen, etwa bei der Arbeit oder auf Reisen, belastet den Ischiasnerv stark. Dabei kann es zu einer Verspannung oder Überreizung des Piriformis-Muskels kommen. Auch intensive sportliche Betätigungen wie Laufen oder Radfahren führen manchmal dazu, dass sich der Muskel verhärtet und auf den Nerv drückt. 

Weitere Ursachen sind:

  • Fehlhaltungen: Eine dauerhaft schlechte Körperhaltung, etwa durch falsches Sitzen, kann die Muskulatur im Gesäßbereich überlasten. Hierbei hilft es, ergonomisch zu sitzen.

  • Verletzungen: Stürze oder Unfälle, die das Becken oder die Hüfte betreffen, können das Piriformis-Syndrom auslösen.

  • Muskelverspannungen im Rücken: Verspannungen in benachbarten Muskelgruppen können sich negativ auf den Piriformis auswirken.

  • Ungleichmäßige Belastung: Einseitige Bewegungen oder das Tragen schwerer Gegenstände auf einer Körperseite belasten den Bereich.

Diese Faktoren führen oft zu ziehenden Schmerzen im Bein, die sich beim Sitzen oder Liegen verstärken.

Den Schmerzen auf der Spur: So wird das Piriformis-Syndrom diagnostiziert

Um das Piriformis-Syndrom festzustellen, setzt der Arzt auf eine Kombination aus Gespräch und körperlicher Untersuchung. So lässt sich herausfinden, ob der Piriformis-Muskel wirklich die Ursache für die Beschwerden ist oder ob andere Faktoren eine Rolle spielen.

Typische Diagnosemethoden sind:

  • Anamnese: Der Arzt wird dich genau nach deinen Beschwerden fragen. Typische Hinweise sind ziehende Schmerzen im Bein, die vor allem beim Sitzen oder Liegen auftreten, oder Schmerzen im Gesäß, die ins Bein ausstrahlen.

  • Körperliche Tests: Durch gezielte Dehnübungen und Drucktests prüft der Arzt, ob der Piriformis-Muskel verspannt oder gereizt ist.

  • Bildgebende Verfahren: Falls nötig, können Röntgen oder MRT eingesetzt werden, um andere Ursachen wie einen Bandscheibenvorfall auszuschließen.

Mann mit Piriformis-Syndrom sitzt auf dem Sofa, hält sich das Bein

Symptome: Wie fühlt sich ein Piriformis-Syndrom an?

Das Piriformis-Syndrom kann sich auf verschiedene Weise bemerkbar machen – von einem leichten Ziehen bis hin zu starken Schmerzen, die den Alltag erheblich einschränken. Besonders beim Sitzen, Liegen oder Treppensteigen verstärken sich die Beschwerden oft. Auch der untere Rücken und die Hüfte sind häufig betroffen.

Typische Symptome sind:

  • Schmerzen im Gesäß mit Ausstrahlung ins Bein – oft fühlt es sich an wie ein dumpfer Druck oder ein stechender Schmerz, der bis in die Kniekehle oder den Fuß ziehen kann.

  • Verspannungen und Fehlbelastungen in der Hüfte, die sich als ziehender Schmerz oder Schmerzen im unteren Rücken bemerkbar machen und bis ins Bein ausstrahlen. Wer lange sitzt oder sich wenig bewegt, kennt diese Art von Beschwerden nur zu gut.

  • Stechende Schmerzen in der Leiste oder einseitige Beschwerden im Gesäß – vor allem nach langem Sitzen, etwa im Büro oder auf längeren Autofahrten.

  • Ein Gefühl wie Muskelkater im Oberschenkel, das auch nicht nachlässt, wenn du dich ausruhst. Solche Schmerzen treten häufig in Verbindung mit Problemen im unteren Rücken und in Verbindung mit Rückenschmerzen beim Sitzen auf.  

Zusätzliche Warnsignale

In einigen Fällen können Taubheitsgefühle, Kribbeln oder sogar ein eingeschränkter Bewegungsradius auftreten. Diese Anzeichen weisen darauf hin, dass der Ischiasnerv eingeklemmt ist und ärztlich untersucht werden sollte.

Behandlung: Was macht der Arzt bei einem Piriformis-Syndrom?

Die Behandlung des Piriformis-Syndroms richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Beschwerden. Der erste Schritt ist eine ausführliche Untersuchung beim Arzt, bei der er sich deine Symptome genau anschaut und prüft, ob andere Ursachen ausgeschlossen werden müssen.

Diese Maßnahmen kommen häufig zum Einsatz:

  • Physiotherapie: Gezielte Dehn- und Kräftigungsübungen helfen dabei, die Beweglichkeit zu verbessern und Muskelverspannungen im Gesäß zu lösen.

  • Manuelle Therapie: Osteopathen oder Physiotherapeuten arbeiten mit speziellen Handgriffen, um die Spannung im Piriformis-Muskel sanft zu reduzieren.

  • Injektionen: Wenn die Schmerzen besonders stark sind, kann der Arzt ein Lokalanästhetikum oder Kortison direkt in den Muskel spritzen, um die Entzündung zu lindern.

  • Schmerzmittel: Medikamente wie Ibuprofen oder andere NSAR können akute Beschwerden vorübergehend mildern.

  • Bildgebende Verfahren: Falls die Schmerzen länger anhalten oder unklar sind, können ein MRT oder CT helfen, mögliche andere Ursachen wie einen Bandscheibenvorfall auszuschließen.

Wichtig: Wenn du unter anhaltenden Schmerzen, Taubheitsgefühlen oder sogar Lähmungserscheinungen leidest, solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen. Nur so kann eine Verschlimmerung verhindert und die richtige Behandlung eingeleitet werden.

Effektive Übungen zur Vorbeugung des Piriformis-Syndroms

Regelmäßige Dehnübungen sind eine der besten Methoden, um dem Piriformis-Syndrom vorzubeugen und bestehende Beschwerden zu lindern. Durch gezielte Bewegungen kannst du den Piriformis-Muskel entspannen und den Druck auf den Ischiasnerv reduzieren. Gleichzeitig stärkst du die Oberschenkel-Muskeln und sorgst für mehr Beweglichkeit.

Piriformis-Training im Überblick

Platzhalterbild Video

Piriformis-Dehnen im Sitzen

So geht’s:

  • Setze dich auf einen stabilen Stuhl mit geradem Rücken.

  • Lege den Knöchel eines Beins auf den Oberschenkel des anderen Beins.

  • Drücke das obere Knie sanft nach unten, bis du eine Dehnung im Gesäß spürst.

  • Halte die Position für 20–30 Sekunden, dann wechsle die Seite.

Tipp: Halte den Rücken gerade, damit die Dehnung gezielt den Piriformis-Muskel trifft und nicht in den unteren Rücken ausweicht.

Beckenheben zur Stärkung der Muskulatur

So geht’s:

  • Lege dich auf den Rücken, die Knie angewinkelt, die Füße hüftbreit aufgestellt.

  • Hebe langsam das Becken an, bis dein Körper eine gerade Linie bildet.

  • Halte die Position für 5–10 Sekunden und senke das Becken langsam wieder ab.

  • Wiederhole die Übung 10–15-mal.

Warum ist das wichtig? Diese Übung stärkt die Oberschenkel-Muskeln und den unteren Rücken, was zur Stabilisierung des Beckens beiträgt und Schmerzen reduziert.

Hüftbeuger-Dehnung im Ausfallschritt

So geht’s:

  • Gehe in einen tiefen Ausfallschritt, wobei ein Bein vorne aufgestellt und das andere nach hinten gestreckt ist.

  • Schiebe das Becken vorsichtig nach vorne, bis du eine Dehnung in der vorderen Hüfte des hinteren Beins spürst.

  • Halte die Position für 20–30 Sekunden und wechsle dann die Seite.

Warum ist das wichtig? Diese Übung verbessert die Beweglichkeit der Hüfte und entlastet den unteren Rücken. Auch wenn du bereits unter Schmerzen im Oberschenkel leidest, kann diese Dehnung helfen, die Spannung zu lösen.

Wie oft solltest du die Übungen machen?

3–4-mal pro Woche reicht aus, um langfristige Verbesserungen zu erzielen. Noch besser: Kombiniere sie mit leichtem Ausdauertraining wie Schwimmen oder Yoga, um die Muskulatur ganzheitlich zu stärken.

Präventive Maßnahmen zur Vorbeugung

Neben gezielten Übungen spielen präventive Maßnahmen eine entscheidende Rolle, um die Entstehung des Piriformis-Syndroms zu vermeiden und die Gesundheit des Bewegungsapparats zu fördern. Mit der richtigen Kombination aus Bewegung, Haltung und Entspannung kannst du deinen Rücken und die Hüftmuskulatur langfristig stärken.

Ergonomisches Sitzen

  • Verwende ergonomische Sitzmöbel, die deinen Rücken unterstützen. Besonders hilfreich sind ergonomische Sitzkissen, die den Druck auf die Hüfte und das Gesäß reduzieren.

  • Achte darauf, regelmäßig deine Sitzposition zu wechseln, um Verspannungen zu vermeiden.

Dynamisches Sitzen und Bewegungspausen

  • Lange Sitzphasen sind Gift für die Rückenmuskulatur. Dynamisches Sitzen, bei dem du häufig die Position änderst, hält deine Muskeln in Bewegung.

  • Stehe alle 30 Minuten auf und gehe ein paar Schritte, um die Durchblutung zu fördern.

Regelmäßiges Dehnen

  • Integriere Dehnübungen für die Hüfte (z. B. Hüftbeuger-Dehnung) und den unteren Rücken in deinen Alltag, um die Beweglichkeit zu erhalten.

  • Besonders das gezielte Piriformis-Dehnen kann helfen, Beschwerden zu verhindern.

Körperhaltung optimieren

  • Eine aufrechte Haltung entlastet die Wirbelsäule und reduziert die Belastung des Piriformis-Muskels. Achte auf bewusstes richtiges Sitzen im Alltag.

  • Vermeide es, einseitig zu belasten, z. B. durch das Tragen schwerer Taschen auf einer Seite.

Stressmanagement

  • Psychische Anspannung wirkt sich oft direkt auf die Muskulatur aus. Stressmanagement-Techniken wie Yoga oder Meditation können dir helfen, Verspannungen im Rücken und Gesäß zu lösen.

Fazit

Das Piriformis-Syndrom kann den Alltag erheblich einschränken, vor allem wenn die Beschwerden unbehandelt bleiben. Typisch sind ziehende Schmerzen im Bein, die besonders beim Sitzen oder Liegen spürbar sind, sowie Schmerzen im Gesäß, die ins Bein ausstrahlen.

Die gute Nachricht: Mit den richtigen Maßnahmen kannst du die Beschwerden oft selbst lindern und sogar vorbeugen. Entscheidend ist, frühzeitig auf die Signale deines Körpers zu hören. Regelmäßige Bewegung, eine aufrechte Haltung und gezielte Dehnübungen für die Hüftmuskulatur entlasten den Piriformis-Muskel und beugen Verspannungen vor.

Sollten die Schmerzen jedoch anhalten oder schlimmer werden, ist es wichtig, ärztlichen Rat einzuholen. Deine Mobilität und dein Wohlbefinden stehen an erster Stelle – achte gut auf dich.

Oft gefragt

Roxanne Franz, Medical Writerin Ratgeberartikel
Roxanne Franz
Medical Writerin
Autor

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