GesundheitInterview

Der Kompressionsstrumpf heute – sexy und ganz weit weg von Omas Gummistrumpf!

Karin Pütz
Karin Pütz25.8.2025 • Lesedauer: 8 Min.
Der Kompressionsstrumpf heute – sexy und ganz weit weg von Omas Gummistrumpf!

Ein Hilfsmittel, das so gut wie jeder gebrauchen kann

Sie sind viel besser als ihr Ruf: Kompressionsstrümpfe. Noch immer werden Kompressionsstrümpfe und Stützstrümpfe häufig mit älteren Menschen in Verbindung gebracht, doch das ist ein Fehler. Denn Kompression hilft jedem, der viel sitzt oder steht. Durch gezielten Druck von außen wird der Blutfluss verbessert und das Risiko von Blutgerinnseln und Schwellungen reduziert. Ausgewiesener Spezialist in Sachen Kompression ist die SIGVARIS GROUP – mit 161 Jahren Erfahrung in Kompressionskleidung und mehr als 60 Jahren Kompetenz in medizinischer Kompression. Das Sortiment der SIGVARIS GROUP umfasst mehrere zehntausend Artikel. Neuerdings kommt dabei immer mehr Farbe ins Spiel. Mit Annabelle Simmler (Online Sales & Digital Solutions Managerin DACH) und Oliver Thümmler (Geschäftsführer SIGVARIS GmbH, Deutschland) habe ich darüber gesprochen, wie stylisch Kompressionsstrümpfe inzwischen sind – ganz ohne dabei etwas von ihrer Funktion einzubüßen. Hier das Interview:

Das Interview

Bei der Produktvorstellung.
Bei der Produktvorstellung.

Gibt es ein Motto, dem sich die SIGVARIS GROUP verpflichtet fühlt?

Annabelle Simmler: Ja, das gibt es. Unser Motto lauter: „We are dedicated to helping people feel their best. Every day“, was sinngemäß so viel bedeutet wie: „Wir wollen das Leben der Menschen täglich erleichtern und möchten, dass sie sich wohlfühlen. Jeden Tag.“ Diesem Motto fühlen wir uns sehr verbunden, denn Lebensfreude ist Teil unserer markeneigenen Philosophie.

 

Nutzen mehr Frauen oder mehr Männer Kompressionsstrümpfe?

Oliver Thümmler: Der absolute Löwenanteil liegt heute bei den Frauen. Wir arbeiten jedoch daran, auch die Männer immer besser zu erreichen, zum Beispiel mit unserer jüngsten Innovation, dem ersten medizinischen Kompressionsstrumpf in Deutschland, der gestreift ist. Mit diesem Produkt wollen wir bei Männern für mehr Akzeptanz und Compliance sorgen.

 

Wie seht ihr die Zielgruppe für eure Produkte?

Oliver Thümmler: Im Prinzip kann man sagen, dass Kompression für praktisch alle Altersgruppen in Frage kommt. Im Bereich „Reise“ beispielsweise benutzen bereits viele Menschen, die keine venöse Problematik haben, Kompressions- und auch Stützstrümpfe. Sie greifen zu einem Reisestrumpf, um Ödeme zu vermeiden und Thrombosen vorzubeugen. Insofern sind die Strümpfe längst in allen Altersgruppen angekommen. Nichtsdestotrotz gibt es noch immer dieses etwas ältere Image, obwohl sich das durchaus allmählich ändert. Wir haben mehrere Produkte im Sortiment, die bunt sind, gemustert oder auch gestreift – die also eher eine jüngere Optik haben. Außerdem sprechen wir mit einigen unserer Kampagnen gezielt die junge Zielgruppe an – nicht nur, aber eben auch.

 

Trotzdem sind Kompressionsstrümpfe aber kein reines Lifestyleprodukt, oder?

Oliver Thümmler: Nein, sie bleiben ein Medizinprodukt, ein seriöses Produkt für eine ernsthafte Problematik, nämlich venöse und lymphatische Erkrankungen. Insbesondere venöse Erkrankungen werden viel zu häufig von Betroffenen unterschätzt und einfach hingenommen, weil sie meist bis zu einem gewissen Stadium „nur“ mit geschwollenen, schweren Beinen einhergehen und lange Zeit nicht schmerzen. Die Spätfolgen, die venöse Erkrankungen nach sich ziehen können, sind jedoch beträchtlich. Dazu gehören ausgeprägte Krampfadern, ein offenes Bein und auch Venenthrombosen. Unser Ziel ist es daher, die medizinische Wirkung, also den kontrollierten Druck, der mithilfe der Strümpfe ausgeübt wird, so zu „verpacken“, dass die Strümpfe wirkungsvoll sind und zudem ästhetisch aussehen. Dies ist sinnvoll, um mit solch stylischen Medizinprodukten die Therapieakzeptanz bei Zielgruppen zu erhöhen, die bisher unterrepräsentiert sind – wie etwa bei Männern.

 

Worauf sollte man beim Kauf von Kompressionsstrümpfen achten, wenn man sicher sein will, qualitativ hochwertige Produkte zu bekommen?

Oliver Thümmler: Ganz entscheidend ist es, zu Kompressionsstrümpfen mit einem kontrollierten Druck zu greifen. Dieser sollte sich unbedingt an den Umfängen eines Beines orientieren, ansonsten kann die Wirkung nicht garantiert werden. Der Druck ist am Knöchel am stärksten und nimmt nach oben hin ab. Durch den kontrollierten Druck, den die Strümpfe ausüben, wird die Blutzirkulation gefördert, Schwellungen werden reduziert.

 

Auf welches Produkt in eurem Sortiment seid ihr besonders stolz?

Annabelle Simmler: Da fällt mir sofort der Doff N‘ Donner ein. Das ist eine patentierte Anziehhilfe für Kompressionsstrümpfe, die wir anbieten. Nicht nur wir, auch die Kunden, lieben den Doff N‘ Donner dafür, dass er superleicht zu handhaben und zugleich absolut wirkungsvoll ist. Er macht das Anziehen und das Ausziehen von Kompressionsstrümpfen so viel einfacher und passt damit perfekt zum Motto der SIGVARIS GROUP. Es ist uns wichtig, dass unsere Produkte easy zu handhaben sind, dass sie Menschen helfen und ihnen ein gutes Gefühl geben – und das fängt schon mit dem Anlegen eines Kompressionsstrumpfes an.

 

Oliver Thümmler: Ja, das wird in der Tat häufig unterschätzt. Einer der sehr relevanten Gründe dafür, dass ein Produkt nicht getragen wird oder nur temporär getragen wird, sind Schwierigkeiten beim An- und Ablegen. Die Bezeichnung An- und Ablegen eines Strumpfes ist übrigens tatsächlich die korrekte. Würde man einen Strumpf nämlich einfach nur anziehen und hochziehen, so würde er unter anderem rutschen, da sich das Material nicht gleichmäßig verteilt.

 

Welche Strümpfe in eurem Sortiment sind eure persönlichen Highlights?

Oliver Thümmler: Da fallen mir gleich zwei Produkte ein. Zum einen ist da der Style Pattern-Strumpf, der besonders für Männer gedacht ist. Die haben leider noch immer die Tendenz, zu spät zum Arzt zu gehen. Mit seiner stylischen, modernen Optik soll der Strumpf dazu ermutigen, ihn täglich zu tragen, damit die venöse Erkrankung nicht schnell fortschreitet. Ein anderes sehr interessantes Produkt ist der SIGVARIS Essential THERMOREGULATING. Diesen Strumpf haben wir schon lange im Sortiment, entwickeln ihn ständig weiter und verbessern ihn. Der Essential THERMOREGULATING ist ein Strumpf mit einem genau ausbalancierten Baumwollanteil. Die SIGVARIS GROUP ist das erste Unternehmen gewesen, das dies angeboten hat. Elastanfäden geben Flexibilität, die Baumwolle liegt direkt auf der Haut und macht das Tragen besonders angenehm. Der Strumpf ist thermoregulierend und wird außerdem sehr gerne von Menschen gewählt, die schnell zu Hautirritationen neigen.

 

Nach welchen Kriterien werden Innovationen bei euch ausgesucht? Oder entwickelt ihr sie selbst?

Oliver Thümmler: Wir haben eine eigene Produktentwicklung. Das Besondere an der SIGVARIS GROUP ist, dass das Unternehmen traditionell sehr international aufgestellt ist. Einerseits steht eine „Wiege“ in der Schweiz, einen weiteren großen Standort – also eine „zweite Wiege“ – haben wir (neben anderen Produktionsstandorten in den USA, Brasilien und Polen) in Frankreich. Das hat den Vorteil, dass wir die Knowhows und Learnings, die wir in den verschiedenen Ländern haben, verbinden können. So entstehen Produkte mit internationalem Knowhow, die wir beispielsweise gezielt in Deutschland anbieten.

 

Woran arbeitet ihr im Moment?

Oliver Thümmler: Ein aktuelles, ganz neues Thema ist gerade ein hochattraktives Schwangerschaftsleibteil, das in Frankreich entwickelt wurde. Diese französische Erfindung haben wir in die deutsche Strumpfwelt übertragen, indem wir ein sehr innovatives Leibteil in einen in Deutschland, beziehungsweise im deutschsprachigen Raum, angebotenen Strumpf eingefügt haben. Mit dem Ergebnis sind wir super zufrieden – Stil trifft auf Funktionalität.

 

Schätzungen zufolge tragen 44 Prozent der Nutzer ihre Kompressionsstrümpfe im Sommer nicht. Welche Tricks gibt es, um sich selbst und seinen Strümpfen in der heißen Jahreszeit ein wenig Abkühlung zu verschaffen?

Annabelle Simmler: Tatsächlich ist es gar kein Problem, Kompressionsstrümpfe im Sommer zu tragen. Aber klar: Hat man kein geeignetes Hilfsmittel zur Hand, gerät man im Sommer möglicherweise schon beim Anlegen der Strümpfe ins Schwitzen. Ein großer Teil der Nutzer bricht dann vielleicht ab und entscheidet sich dagegen, an einem heißen Tag seine Kompressionsstrümpfe anzulegen. Abhilfe schaffen könnte in solchen Fällen auf jeden Fall die Anziehhilfe Doff N‘ Donner. Sie funktioniert auch bei verschwitzen, vielleicht etwas feuchten Beinen wunderbar.

Hat man die Strümpfe dann an, hilft oft ein simpler Trick beim Abkühlen: Die Strümpfe einfach mit etwas kaltem Wasser besprühen (dafür eine Wasserflasche oder einen Flakon benutzen). Die Verdunstungskälte ist sehr angenehm. Aber natürlich sind die Kompressionsstrümpfe der SIGVARIS GROUP ohnehin atmungsaktiv.

 

In welche Richtung sollte sich die Hilfsmittelbranche zukünftig entwickeln?

Oliver Thümmler: Meiner Meinung nach sollte die Branche die digitalen Möglichkeiten voll ausschöpfen. Gerade im Kompressionsbereich sind deutlich weniger Patienten und Patentinnen versorgt, als versorgt werden könnten, sprich, die von Kompressionsstrümpfen gesundheitlich profitieren könnten. Um diese Menschen zu erreichen, sollte man die Digitalisierung auf jeden Fall nutzen. Darüber hinaus bietet sie sich an, um auch online aufzuklären. Idealerweise könnte anschließend mithilfe beispielsweise einer KI die Überleitung der Patienten in den Fachhandel gelingen. Vor Ort wäre es wünschenswert, dass die Digitalisierung zu mehr Zeit für persönliche Beratung und zu noch mehr Aufklärung führt, indem Prozesse verschlankt und vereinfacht werden.

 

Habt ihr in eurem persönlichen Umfeld schon mal erlebt, dass jemand durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen wieder zu mehr Beweglichkeit und Lebensfreude gefunden hat?

Oliver Thümmler: Ja, absolut. Eine Freundin meiner Schwiegermutter hatte stets Probleme mit „dicken“ Beinen, wenn sie lange im Flugzeug gesessen oder mit dem Zug unterwegs gewesen war. Ich habe ihr dann Kompressionsstümpfe besorgt und sie ein wenig an das Thema herangeführt. Sie hat die Strümpfe ausprobiert – und war begeistert. Sie hat sich bedankt und gesagt: „Dank der Kompressionsstrümpfe habe ich keine Probleme mehr mit langen Reisen. Selbst nach einem langen Flug komme ich problemlos in meine Schuhe rein. Das gibt mir ein Stück meiner Mobilität zurück!“

 

Annabelle Simmler: In meiner Familie gab es ebenfalls einen Fall, der mir sehr deutlich in Erinnerung geblieben ist. Meine 83-jährige Schwiegermutter war letztes Jahr nach einer OP nicht mehr gut zu Fuß. Sie war wackelig auf den Beinen, die Sicherheit hat ihr gefehlt. Dennoch wollte sie lange keine Kompressionsstrümpfe tragen. Irgendwann konnte ich sie dann doch überzeugen und sie hat die Strümpfe ausprobiert. Und es war genau, wie ich es ihr versprochen hatte: Sie geht jetzt viel besser als vorher, hat weniger Wasser in den Beinen und weniger Venenbeschwerden. Es ist richtig schön, zu sehen, wie sehr ihr die Kompressionsstrümpfe helfen.

Aber auch viele jüngere Frauen aus meinem Umfeld tragen regelmäßig Kompressionsstrümpfe und sind super happy damit. Es ist einfach ein anderes Lebensgefühl mit den Strümpfen. Deshalb sind sie auch für mich selbst ein absolutes „Must-do“ und „Must-have“.

 

 

Wir bei joviva haben es uns zur Aufgabe gemacht, Verständnis für körperliche Einschränkungen zu schaffen. Wir möchten dazu beitragen, aufzuklären und Versorgungslücken zu schließen. Mithilfe der richtigen Hilfsmittel kann venösen Problemen in vielen Fällen vorgebeugt werden.

 

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Wir haben viel über Kompressionsstrümpfe erfahren.
Wir haben viel über Kompressionsstrümpfe erfahren.

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