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Polyurie: Ursachen, Symptome & Niereninsuffizienz
Einleitung
Du trinkst in letzter Zeit deutlich mehr als sonst und scheidest in der Folge große Mengen an Urin aus? Dafür kann es viele Gründe geben – einige Medikamente erhöhen die Urinausscheidung, genauso wie Koffein und Alkohol. Doch eine erhöhte Urinausscheidung kann auch ein Hinweis darauf sein, dass du unter Polyurie leidest. Lass dies unbedingt zeitnah von einem Arzt abklären, denn hinter deinen Symptomen können sich Krankheiten wie Diabetes mellitus und Niereninsuffizienz verbergen.
Eine Polydipsie (ein krankhaft gesteigertes Durstgefühl) geht meist mit einer übermäßigen Flüssigkeitsaufnahme durch Trinken einher. Dies führt dann zu einer vermehrten Urinausscheidung (Polyurie), die wiederum zum Austrocknen des Körpers führt. Polydipsie und Polyurie bedingen sich also gegenseitig.
Oft verbergen sich Krankheiten wie ein unerkannter oder schlecht eingestellter Diabetes oder eine Niereninsuffizienz hinter einer Polyurie.
Eine Polyurie oder Polyuria unterscheidet sich wesentlich von einer osmotischen Diurese. Zwar handelt es sich bei Letzterem ebenfalls um eine vermehrte Harnausscheidung, sie ist in diesem Fall jedoch auf bestimmte Stoffe in der von den Nieren gefilterten Flüssigkeit zurückzuführen.
Eine Polyurie sollte zudem keinesfalls mit einer Pollakisurie verwechselt werden. Der Begriff „Pollakisurie“ meint zwar auch häufiges Wasserlassen, allerdings nur in kleinen Mengen, sodass sich die ausgeschiedene Gesamtmenge des Urins nicht erhöht.
Was ist Polyurie?
Was ist Polyurie nun genau? Das Wort stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus „poly“ (viel, übermäßig) und „urie“ (harnen) zusammen. Dementsprechend lautet die Definition für Polyurie: übermäßige Urinausscheidung. Davon ist in der Regel die Rede, wenn du binnen eines Tages mehr als drei Liter Urin abgibst. Der Grenzwert wird jedoch nicht einheitlich gehandhabt. Manchmal wird bereits bei einer Urinproduktion von zwei Litern Urin pro Tag von einer Polyurie gesprochen.
Polyurie: Die Ursachen im Detail
Die Ursachen für Polyurie sind vielfältig. Ein schlecht oder falsch eingestellter Diabetes mellitus sowie die Einnahme von Medikamenten wie Diuretika oder Antidiabetika sind die häufigsten Gründe für das Entstehen einer Polyurie. Insbesondere bei Diabetes mellitus kommt es durch eine osmotische Diurese zur vermehrten Urinausscheidung: Überschüssige Glukose im Urin zieht Wasser mit sich, was die Urinmenge erhöht. Doch auch folgende Erkrankungen können zu einer übermäßigen Urinproduktion führen:
Diabetes insipidus (hierbei produziert der Körper zu wenig ADH (antidiuretisches Hormon, steuert die Bewahrung der Körperflüssigkeit)
Niereninsuffizienz (Nierenversagen)
Niereninfektion
Schilddrüsenüberfunktion
übermäßiger Alkoholkonsum
psychische Faktoren
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Symptome der Polyurie: Das sind die Anzeichen
Neben einer vermehrten Urinausscheidung gibt es noch weitere Polyurie-Symptome. Dazu gehören zum Beispiel sehr starker Durst, der meist auch nach dem Trinken nicht verschwindet, Müdigkeit, Gewichtsverlust, Schwindel, Erschöpfung und allgemeines Unwohlsein kommen oft hinzu. Bemerkst du diese Anzeichen in Kombination mit häufigem Wasserlassen und der Ausscheidung einer großen Urinmenge, so solltest du unbedingt zeitnah einen Arzt aufsuchen, damit die der Polyurie möglicherweise zugrundeliegenden Erkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Häufige Ursache für eine Polyurie ist ein unentdeckter oder falsch eingestellter Diabetes mellitus, aber auch Stress, Angst, Überlastung und Anspannung können Polyurie auslösen.
Die Polyurie ist nicht zu verwechseln mit der Pollakisurie, deren Bedeutung in einem häufigen Wasserlassen in kleinen Mengen liegt, ohne dass die Gesamtmenge des Urins stark erhöht ist. Pollakisurie Symptome sind daher vor allem eine erhöhte Häufigkeit des Wasserlassens, jedoch mit einer relativ geringen Urinmenge. Diese kann bei Harnwegsinfektionen oder einer Reizblase auftreten und sollte ebenfalls ärztlich abgeklärt werden, wenn sie über längere Zeit anhält
Wie hängen Polyurie und Dehydration zusammen?
Eine Dehydration (Flüssigkeitsmangel) kann Folge und zugleich Symptom einer Polyurie sein. Bedingt durch zu viel Urinausscheidung, verliert der Körper über einen längeren Zeitraum hinweg mehr Wasser, als er aufnimmt. Dies führt zu einem Austrocknen des Körpers, was sich zum Beispiel in Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten äußern kann. Bemerkst du diese Anzeichen bei dir oder aber die Symptome einer Polyurie (übermäßiges Wasserlassen, starker Durst, Müdigkeit, Gewichtsverlust, Schwindel, Erschöpfung und allgemeines Unwohlsein), so solltest du einen Arzt aufsuchen.
Warum Polyurie bei Niereninsuffizienz?
Auch Nierenerkrankungen können eine Ursache für übermäßig häufiges Wasserlassen und eine damit verbundene erhöhte Flüssigkeitsausscheidung sein. Gerade zu Beginn einer Niereninsuffizienz (Nierenversagen) leiden viele Betroffene an starkem Durst, trinken deshalb sehr viel und scheiden in der Folge große Mengen an Urin aus – in diesem Fall entsteht die Polyurie aufgrund einer Niereninsuffizienz. Verschlimmert sich das Nierenversagen nach einer Zeit, so kann das Gegenteil geschehen – die Betroffenen überwässern. In diesen Fällen steigt häufig der Blutdruck an, Wasser lagert sich in der Haut ein und es können Ödeme entstehen.
Diagnose von Polyurie: Diese Varianten gibt es!
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Diagnose bei Polyurie gestellt werden kann. Diese hier gehören dazu:
Die Messung der täglichen Urinmenge.
Eine Ultraschalluntersuchung der Nieren sowie der Harnwege, um zum Beispiel Infekte auszuschließen.
Der sogenannte Durstversuch: Über einen Zeitraum von meist zwölf Stunden (über Nacht) soll nichts getrunken werden. Am nächsten Morgen nimmt dir dein Arzt Blut und Urin ab, danach darfst du wieder etwas trinken. Mithilfe des Tests kann dein Arzt feststellen, ob es sich in deinem Fall um eine Störung der Achse des antidiuretischen Hormons (dient der Bewahrung der Körperflüssigkeit) handeln könnte.
So wird Polyurie behandelt
Wenn du bei dir plötzliches vermehrtes Wasserlassen mit großen Urinmengen bemerkst und dir dies nicht zum Beispiel als Folge von veränderten Trinkgewohnheiten erklären kannst, so solltest du einen Arzt aufsuchen. Zunächst wird er herauszufinden versuchen, welche Grunderkrankung sich dahinter verbirgt. Die anschließende Polyurie-Behandlung zielt dann in erster Linie darauf ab, die zugrundeliegende Erkrankung in den Griff zu bekommen.
Polyurie und Diabetes
Eine der wohl häufigsten Ursachen einer Polyurie ist ein nicht oder falsch eingestellter Diabetes, aber auch ein Prädiabetes (Vorstufe eines Typ-2-Diabetes) kommt infrage. Grundsätzlich besteht ein großer Unterschied zwischen Diabetes Typ 1 und Typ 2. Bei einem Typ-1-Diabetes kann der Körper das Hormon Insulin in der Regel gar nicht oder nicht in ausreichendem Maße bilden. Es muss lebenslang ersetzt und von außen zugeführt werden (in der Regel durch Spritzen). Bei einem Typ-2-Diabetes hingegen kann der Körper das vorhandene Insulin nicht mehr richtig verarbeiten. Oft gelingt es zumindest für eine gewisse Zeit, den erhöhten Blutzuckerspiegel mit einer medikamentösen Behandlung so weit zu senken, dass die Normwerte nicht überschritten werden. Manchmal ist aber auch bei einem Diabetes Typ 2 die Gabe von Insulin nötig. Typ-2-Diabetes ist ein erworbener Diabetes. Du kannst diesem Diabetes vorbeugen durch ausreichend Bewegung, das Vermeiden von Übergewicht und eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Mit der richtigen Ernährung bei Diabetes Typ 2 kannst du viel erreichen. Manchmal gelingt es sogar, dass der Diabetes wieder verschwindet.
Doch egal, unter welcher Art Diabetes du leidest: Es ist unerlässlich, regelmäßig den Blutzucker zu messen, um eine Überzuckerung (Hyperglykämie) oder eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) zu vermeiden. Für die Blutzuckermessung stehen dir verschiedene Methoden zur Verfügung. Die verbreitetste ist die Bestimmung des Blutzuckerwertes mithilfe eines Blutstropfens. Dafür stichst du dir zum Beispiel mit einem Pen in den Finger und gibst einen Blutstropfen auf einen Teststreifen im Blutmessgerät. Das Gerät misst den Blutzuckerwert und zeigt ihn an. Als Alternative stehen dir kontinuierliche Glukosemesssysteme (CGM) zur Verfügung. Sie funktionieren über einen Sensor, der unter der Haut angebracht ist und Daten an ein Lesegerät oder auch ein Smartphone sendet. Auf diese Weise ist eine kontinuierliche, detaillierte Überwachung deiner Werte möglich. Weitere Arten von Blutmessgeräten sind in der Entwicklung, insbesondere solche, die den Blutzucker messen, ohne dass eine Blutprobe erforderlich ist – also weitere Möglichkeiten, den Blutzucker zu messen, ohne zu stechen, und die somit eine schmerzfreie Alternative darstellen können.
Fazit
Nimm Anzeichen wie sehr häufiges Wasserlassen mit großen Mengen Urin unbedingt ernst. Versuche aber auf keinen Fall, eigenständig deine Trink- oder Essgewohnheiten massiv zu ändern. Das kann sogar gefährlich sein! Wende dich stattdessen an deinen Arzt – die Krankheiten, die einer Polyurie zugrunde liegen, können in der Regel gut behandelt werden, erst recht, wenn du frühzeitig reagierst.
Oft gefragt
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