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Lipödem und psychische Auswirkungen: Ein umfassender Überblick
Einleitung
Zwar hat ein Lipödem wohl keine psychischen Ursachen, dennoch gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der chronischen Fettverteilungsstörung und verschiedenen psychischen Faktoren. Diese können die Beschwerden durchaus verstärken, da ein Lipödem nicht nur den Körper, sondern auch das Selbstbild vieler Betroffener beeinflusst. Die unproportionale Fettvermehrung – zum Beispiel an Beinen oder Armen – führt häufig zu einer Entfremdung vom eigenen Körper. Scham, Depressionen und ein Gefühl der Hilflosigkeit sind dann nicht selten die Folge. Diese psychischen Belastungen können wiederum die Schmerzwahrnehmung verstärken, was sich häufig erneut negativ auf die seelische Gesundheit auswirkt – ein Teufelskreis entsteht. Bei der Behandlung eines Lipödems sollten daher sinnvollerweise sowohl körperliche als auch psychische Aspekte berücksichtigt werden.
Ein Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die hauptsächlich bei Frauen auftritt. Meist sind von einem Lipödem Beine, Po, die Hüften und die Arme betroffen.
In der Regel geht ein Lipödem mit einer Gewichtszunahme einher. Dies kann zu einer Entfremdung vom eigenen Körper führen. Gefühle wie Scham, Frustration und Hilflosigkeit sind dann keine Seltenheit.
Psychischer Stress kann die mit einem Lipödem einhergehenden Beschwerden (etwa die Schmerzwahrnehmung) zusätzlich verstärken.
In der Regel werden drei Lipödem-Stadien unterschieden. Stadium I kann vor allem an Druck- und Spannungsschmerzen erkannt werden. Stadium II geht unter anderem mit einer deutlichen Umfangsvermehrung einher sowie mit einer Neigung zu blauen Flecken und Ödemen. Stadium III ist schließlich durch ein stark verhärtetes Unterhautfettgewebe gekennzeichnet, oft begleitet von erheblichen Schmerzen, sowie durch ein verändertes Gangbild und eine nachlassende Beweglichkeit.
Psychische Belastungen bei Lipödem
Die Ursachen für die Entstehung eines Lipödems sind bisher noch nicht vollständig geklärt. Im Allgemeinen wird jedoch davon ausgegangen, dass ein Lipödem keine rein psychischen Ursachen hat, sondern die Folge von hormonellen Veränderungen und genetischer Veranlagung ist. Unstrittig ist allerdings, dass die chronische Fettverteilungsstörung für viele Betroffene eine erhebliche psychische Belastung darstellt. Dies kann beispielsweise dazu führen, dass ein Lipödem Depressionen auslöst sowie Stress oder Angststörungen verursacht – Folgen, die als schmerzverstärkende Faktoren gelten.
Depressionen und Angststörungen
Vielleicht fragst du dich jetzt, ob nicht nur das Lipödem, sondern auch eine Depression zu Schmerzen in den Beinen führen kann. Die Antwort lautet: Ja, das ist durchaus möglich. Sogenannte „psychische“ Schmerzen in den Beinen, auch bekannt als psychosomatische Schmerzen, können verschiedene Ursachen (etwa Stress und psychische Belastungen) haben und sich unterschiedlich äußern. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass psychosomatische Schmerzen – in Armen und Beinen beispielsweise – reale körperliche Beschwerden sind, die auf einer psychischen Problematik oder Erkrankung beruhen. Allerdings ist es ebenfalls möglich, dass deine Schmerzen das Symptom einer körperlichen Erkrankung sind. Gehe daher so bald wie möglich zum Arzt und lass abklären, was in deinem speziellen Fall die Ursache deiner Beschwerden ist. Übrigens: Auch sogenannte „dicke Beine“ können seelische Ursachen wie auch körperliche Gründe haben.
Traumata & deren Auswirkungen
Sowohl psychische als auch physische Traumata können den Verlauf eines Lipödems beeinflussen. So führen psychische Traumata (tiefe seelische Verletzungen) in einigen Fällen dazu, dass Schmerzen und Beschwerden intensiver wahrgenommen werden. Körperliche Traumata (schwere körperliche Verletzungen) nehmen insbesondere dann Einfluss auf die Verschlimmerung eines Lipödems, wenn die Lymphbahnen Schaden genommen haben.
Verstärkte Schmerzwahrnehmung durch psychische Faktoren
Ein Lipödem geht meist mit Schmerzen, Schwellungen und Hautveränderungen einher. Nicht selten führt dies bei den Betroffenen zu einem Gefühl der Hilflosigkeit, zu Depressionen und geringem Selbstwertgefühl. Diese psychischen Belastungen und Erkrankungen können die Schmerzwahrnehmung dann in einigen Fällen sogar noch verstärken. Leider kommt es noch immer vor, dass Menschen mit Lipödem als „dick“ beschimpft und gemobbt werden. Dies muss sich dringend ändern!
Doch auch unabhängig von einem Lipödem können eventuell durch bereits bestehende psychische Belastungen oder Erkrankungen Schmerzen stärker wahrgenommen und der Krankheitsverlauf negativ beeinflusst werden.
Stress als Ursache & Risikofaktor für Lipödeme
Primär hat ein Lipödem sehr wahrscheinlich keine seelischen Ursachen. Hormonelle Veränderungen und eine genetische Veranlagung werden eher als Ursachen vermutet, obwohl die Gründe für das Entstehen der chronischen Fettverteilungsstörung nach wie vor nicht vollständig geklärt sind. Fest steht jedoch: Ein Lipödem kann durch Stress verstärkt werden.
Ebenfalls interessant: Auch Ödeme können durch Stress entstehen, wenn dieser chronisch ist. Der Begriff „Ödem“ bezeichnet geschwollenes Körpergewebe, das aufgrund von Flüssigkeitseinlagerungen aus dem Gefäßsystem entsteht. Chronischer Stress kann hormonelle Veränderungen nach sich ziehen, die den Flüssigkeitshaushalt beeinflussen. Wird vermehrt Cortisol (Stresshormon, das bestimmte Stoffwechselvorgänge aktiviert) ausgeschüttet, so führt dies in einigen Fällen zu Wasseransammlung im Körper und somit zu einem Ödem.
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Körper & Psyche im Fokus: Ein Therapieansatz bei Lipödemen
Für viele Betroffene stellt ein Lipödem eine große psychische Belastung dar, denn die chronische Fettverteilungsstörung geht nicht selten mit einem negativen Selbstbild einher sowie mit Depressionen und Angstzuständen. Betroffene haben häufig das Gefühl, die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren.
Bei der Behandlung eines Lipödems ist daher die Anwendung einer ganzheitlichen Therapie sinnvoll, die neben körperlichen auch psychische Aspekte berücksichtigt und darauf abzielt, die Symptome zu lindern sowie die Lebensqualität Betroffener zu verbessern.
Psychotherapie zur Bewältigung psychischer Belastungen
Eine Psychotherapie verändert zwar nicht das Lipödem, aber sehr häufig das Wohlbefinden Betroffener und sollte daher auf keinen Fall vernachlässigt werden. Eine psychologische Unterstützung kann oft helfen, das Selbstbild wieder zu stärken, emotionalen Stress zu reduzieren und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Ganzheitliche Ansätze: Bio-psycho-soziale Behandlung
Bei der Behandlung eines Lipödems haben sich in letzter Zeit ganzheitliche Ansätze immer mehr durchgesetzt. Idealerweise wird eine Psychotherapie durch konservative Behandlungsformen wie die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) ergänzt. Bei dieser handelt es sich um eine Kombination aus manueller Lymphdrainage, Kompressionstherapie, entzündungshemmender Ernährung sowie Bewegungstherapie. Befindet sich ein Lipödem bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, so kann zudem eine Fettabsaugung (Liposuktion) in Frage kommen. Ziel dieser umfassenden Art der Behandlung ist es, Beschwerden zu lindern, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und die Lebensqualität Betroffener zu verbessern.
Zukunftsperspektiven in der Lipödem-Behandlung
Als chronische Erkrankung ist ein Lipödem nach wie vor nicht heilbar. Doch die Forschung schreitet voran, neue Behandlungsmethoden werden entwickelt und kommen zum Einsatz. Minimalinvasive operative Techniken, personalisierte Therapiepläne sowie ein umfassenderes Verständnis der genetischen und hormonellen Zusammenhänge sollten im Laufe der Zeit – davon kann ausgegangen werden – zu besseren Behandlungsergebnissen führen. Zudem werden auch die konservativen Behandlungsmethoden – wie etwa die Kompressionstherapie und die Lymphdrainage – ständig weiterentwickelt sowie dem Zusammenhang zwischen Lipödem und Psychosomatik immer mehr Beachtung geschenkt. Ziel ist es, die mit der chronischen Fettverteilungsstörung häufig einhergehenden Beeinträchtigungen nach und nach zu mildern und Betroffenen ein Höchstmaß an Wohlbefinden zu ermöglichen.
Paradigmenwechsel in der Therapie
Am 17. Juli 2025 hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beschlossen, die Liposuktion (Fettabsaugung) bei Lipödem voraussichtlich ab dem 01. Januar 2026 zu einer Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen zu machen. Der Beschluss gilt unabhängig vom Stadium des Lipödems (I, II oder III) und sowohl für Arme als auch für Beine. Dies ist eine wichtige Verbesserung bei der Behandlung der chronischen Fettverteilungsstörung.
Allerdings gilt es, bestimmte Bedingungen zu erfüllen. So muss beispielsweise eine fachärztlich bestätigte Lipödem-Diagnose vorliegen, eine mindestens sechsmonatige erfolglose konservative Therapie (Kompression, Lymphdrainage) stattgefunden haben sowie eine Gewichtsstabilität (in den letzten sechs Monaten) bestehen. Zudem gelten spezifische Body-Mass-Index-Grenzwerte, und der Eingriff muss von einem qualifizierten Chirurgen durchgeführt werden.
Forschung zu psychischen Ursachen und neuen Ansätzen
Noch ist die Forschung zum Einfluss psychischer Aspekte bei Lipödem-Erkrankungen nicht vollständig abgeschlossen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass beispielsweise Stress, aber auch andere psychische Faktoren (etwa Scham, Angst und Frustration) eine Verschlimmerung der Lipödem-Symptome (insbesondere verstärkte Schmerzwahrnehmung) oder sogar Lipödem-Schübe begünstigen können.
Zugleich stellt auch die chronische Fettverteilungsstörung selbst eine erhebliche psychische Belastung dar, wodurch sich Betroffene oft in einer Art Teufelskreis befinden. Sie haben nicht selten ein Gefühl der Hilflosigkeit, welches ebenfalls sehr belastend sein kann.
Fazit
Psychische Faktoren spielen bei einem Lipödem eine große Rolle. Zwar gelten sie im Allgemeinen nicht als Auslöser der chronischen Fettverteilungsstörung – hierfür werden hormonelle und genetische Gründe vermutet –, dennoch können sie die Symptome der Erkrankung durchaus verstärken. Eine konservative Therapie sollte deshalb unbedingt von einer Psychotherapie begleitet werden. Sie kann Betroffenen helfen, den eigenen Körper so anzunehmen, wie er ist, negative Denkmuster zu durchbrechen und zu mehr Lebensqualität zurückzufinden.
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